Mal ganz einfach ausgedrückt: Die Wärmedämmung am Haus ist dazu da, einen Wärmeaustausch zwischen drinnen und draußen zu verhindern. Im Haus soll es also schön warm bleiben, auch wenn draußen der Frost klirrt. Die Energieeinsparverordnung (EnEV) schreibt seit 2002 (mit verschiedenen Neuerungen im Laufe der Jahre) fest, wie viel Energie ein Haus noch verbrauchen darf. Und dabei ist es gleich, ob es sich um eine sanierungsbedürftige Bestandsimmobilie oder um einen Neubau handelt. Viele Häuslebauer aber fragen sich mittlerweile: Wie viel Wärmedämmung ist eigentlich wirklich nötig – und wo fängt die Übertreibung an?

Gebäudeteile, die eine Wärmedämmung brauchen

Grundsätzlich kann jedes Gebäudeteil mit verschiedenen Dämmmaterialien abgedichtet werden. Aber nicht immer ist die Dämmung auch überall und in jeder Form sinnvoll. Wo mögliche Kältebrücken existieren, die jede Menge Energie verschleudern, lässt sich am besten mit einer Wärmebildkamera feststellen. Ein guter Energieberater verfügt über ein solches Hightech-Gerät. Grundsätzlich sollten sowohl Sanierer als auch Neubauer folgende Gebäudeteile bei ihrer Wärmedämmung ins Auge fassen:

Fassaden: Gebäudefassaden werden sowohl bei Neubauten als auch bei der energetischen Sanierung von Altbauten in der Regel mit Dämmplatten abgedeckt. Im Fachjargon wird von einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) oder einem Vollwärmeschutz gesprochen.Ist das Gebäude mit einem Zweischalenmauerwerk errichtet, ist es auch möglich, den Zwischenraum nachträglich mit Schaum oder einem losen Dämmmaterial auszufüllen. Das ist die sogenannte Kerndämmung.

Interessant für Bauherren: Hochporöse Ziegel mit einer Dicke von 40 bis 60 Zentimetern besitzen hervorragende Dämmeigenschaften. Hier kann sogar ganz auf eine zusätzliche Wärmedämmung verzichtet werden. Das spart Kosten und erhält trotzdem die energetischen Eigenschaften.

Fenster: Beim Neubau ist es sinnvoll, von vornherein moderne Fenster mit Dreifachverglasung, Argon-Füllung und gut konstruiertem Rahmen einzuplanen. Auch Systeme mit einem Vakuum in einer dünnen Schicht zwischen zwei Scheiben, die schlankere Konstruktionen erlauben, eignen sich sowohl für den Neubau als auch zum Nachrüsten von Bestandsimmobilien.

Doch nicht nur die Qualität der Fenster ist von Bedeutung. Auch ihr fachgerechter Einbau trägt erheblich zur Energieersparnis bei. Grobe Fugen zum Beispiel müssen zwingend mit dauerhaft dichtem Schaum ausgefüllt werden. Kommen neue Fenster nicht infrage, müssen zumindest die Dichtungsstreifen immer wieder auf ihre Dichtigkeit geprüft und gegebenenfalls erneuert werden.

Dach und Dachboden: Um den Wärmeverlust nach oben zu verhindern, müssen Dächer mit einer Zwischensparren- oder einer Aufsparrendämmung abgedichtet werden.Wird der Dachboden nicht als Wohnraum benötigt, reicht unter Umständen auch die Wärmedämmung des Bodens. Vorteil: Der Aufwand ist im Vergleich zur Dachdämmung geringer. In der Regel ist die Wirkung auch höher.

Keller: Auch Kellerdecken sollten mit einer sogenannten Unterdeckendämmung gegen Energie- und Wärmeverlust gesichert werden. Meist genügen hier einfache Dämmplatten, um gute Werte zu erzielen. Tipp zum energetischen Sanieren: Ist der Keller bereits mit einer abgehängten Holzdecke verkleidet, reicht oft schon eine sogenannte Einblasdämmung im darüber liegenden Hohlraum.

Diese Dämmstoffe werden verwendet

Zur sinnvollen Wärmedämmung stehen verschiedene Materialien zur Verfügung. Welche verwendet werden, hängt zum einen von den zu dämmenden Gebäudeteilen ab, zum anderen aber auch vom persönlichen Geschmack des Hausbesitzers – und letztendlich natürlich auch vom Preis. Die gängigsten Dammstoffe sind:

  • Synthetische Dämmstoffe: Polystyrol-Hartschaum (EPS), extrudierter Polystyrol-Hartschaum (XPS), Polyurethan (PUR), Vakuum-Isolationspaneele (VIP)
  • Mineralische Dämmstoffe: Glas- oder Steinwolle, Schaumglas, Perlite, Calciumsilikat
  • Tierische Dämmstoffe: Schafwolle
  • Nachwachsende Rohstoffe: Holzfaser, Flachs, Zellulose, Hanf, Kork

Wärmedämmung: Je dicker, desto besser?

Bei der Wärmedämmung bedeutet „mehr“ nicht gleich „besser“. Unterschiedliche Bauteile am Haus benötigen auch eine unterschiedliche Dämmstärke. Zum einen spielt das natürlich bei der Kalkulation des Neubaus bzw. des Sanierungsprojektes eine wesentliche Rolle. Zum anderen bringt eine stärkere bzw. dickere Wärmedämmung kaum energetische Vorteile sprich Einsparpotenzial. Seit 2014 schreibt die EnEV vor, welche Dämmstärke wo eingesetzt werden muss. Alles darüber hinaus ist sinnlose Geldverschwendung. Folgende Richtwerte zur Stärke der Dämmung sind je nach verwendetem Dämmstoff sinnvoll:

  • Fassade: 16 cm
  • Dach bzw. oberste Geschossdecke: 24 cm
  • Kellerdecke: 10 cm