„Baut keine Einfamilienhäuser mehr!“ – So oder so ähnlich lautet die Forderung der Grünen in Köln und auch viele Architekturkritiker wünschen sich das baldige Ende des Bautyps. Aber warum ist das bei Bauherren so beliebte Einfamilienhaus plötzlich so verhasst? Gibt es überhaupt Alternativen, die mit dem Haus für eine Familie mithalten können?
Wer baut, entscheidet sich meist für ein Einfamilienhaus. Das bestätigen auch die Zahlen des Statistik-Portals statista. Seit 2001 wächst die Zahl der Einfamilienhäuser in Deutschland. Gab es damals noch rund 13,9 Millionen Häuser dieses Bautyps in der Bundesrepublik, sind es 2019 schon fast 16 Millionen. Dabei machen Schlagzeilen wie „Das Einfamilienhaus als Auslaufmodell“ seit einigen Jahren die Runde und auch eine aktuelle Forderungen der Grünen aus Köln facht die Diskussion um den beliebten Bautyp wieder an.
Weg mit dem Einfamilienhaus!
Geht es nach den Grünen aus Köln, dann wird zukünftig kein Einfamilienhaus mehr gebaut. Diese Forderung basiert dabei vor allem auf alten Argumenten, welche bereits 2018/2019 im Baukulturbericht „Erbe – Bestand – Zukunft“ der Bundesstiftung Baukultur thematisiert wurden. Flächenverbrauch und die Verdrängung der Natur durch Neubaugebiete, die meist schlechte städtebauliche Gestaltung eben dieser oder das höhere Verkehrsaufkommen durch Pendler sind nur einige von vielen Gründen, die gegen das Einfamilienhaus sprechen. Doch wie stellen sich die Grünen die Alternative zum Einfamilienhaus vor?
Hausbau nur noch im Sinne der Nachverdichtung
In der Großstadt Köln sollen Einfamilienhäuser radikal durch Geschosswohnungen abgelöst werden. Diese sollen Hochhäuser-ähnlich nur auf bereits versiegelten Flächen wie Industriegebieten, Parkplätzen, Straßen, Gleisen oder Supermärkten entstehen. Generell müssten sich die Menschen an Downsizing, also viel weniger Wohnraum als aktuell, gewöhnen. Senioren zum Beispiel könnten daher zukünftig in Wohngemeinschaften zusammenleben.
Ein Verbot ist ausgeschlossen!
Markus Neppl, Professor für Stadtquartiersplanung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), geht das zu weit. Laut ihm passen Geschosswohnungen nicht in dörflich-geprägte Stadtteile. Es entstehe ein Riss zur gewachsenen Ortsstruktur, zudem würden sich Ghettos bilden, berichtet die Zeitung „Badische Neue Nachrichten“ weiter. Fred Gresens, Bezirksvorsitzender der Architektenkammer Südbaden hält ein Verbot von Einfamilienhäuser für ausgeschlossen und meint: „Das Einfamilienhaus hat seine Berechtigung, weil es einen Bedarf gibt!“
Auch Jürgen Dawo, Gründer des Massivhausbauunternehmens Town & Country Haus, hält nichts von der Forderung der Grünen: „Das Einfamilienhaus bietet Vorteile, die die Geschosswohnung nicht entkräften kann. Viele bauen, weil sie eben nicht mehr in einer kleinen (Miet-)Wohnung leben möchten.“
Dennoch sieht auch der Gründer von Deutschlands meistgebautem Markenhaus einen Bedarf an Veränderungen. „Früher gab es Grundstücke mit 1000 oder mehr Quadratmetern. Das ist heutzutage selten der Fall. Noch dazu müssen Bauherren heute für ein Einfamilienhaus viel mehr zahlen als noch vor 5 oder 10 Jahren“, erklärt Dawo weiter. Über kurz oder lang seien vor allem Doppel- oder Mehrfamilienhäuser die Zukunft. Ein Aussterben des Einfamilienhauses, vor allem im Umland von Städten oder auf dem Dorf, hält Dawo allerdings für ausgeschlossen.
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