Der klassische Bausparvertrag steht bei den Bundesbürgern nach wie vor hoch im Kurs. Doch wie sinnvoll ist das Bausparen angesichts der niedrigen Zinsen überhaupt noch?
Deutschland ist und bleibt ein Land der Sparer: Laut Berechnungen von ING Deutschland und Barkow Consulting legten die Bundesbürger im letzten Jahr 388,5 Milliarden Euro zurück – Spitzenwert in ganz Europa. Eine der beliebtesten Anlageformen ist nach dem klassischen Sparbuch und der Lebensversicherung der Bausparvertrag. Rund 1,5 Millionen Neuverträge wurden 2020 abgeschlossen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen hat die Corona-Pandemie und der damit verbundene Trend zum Home-Office den Wunsch nach dem Eigenheim beflügelt. Zum anderen können sich Bauwillige mit einem Bausparvertrag die aktuell niedrigen Zinsen für später sichern.
Der Bausparvertrag im Wandel der Zeit
Das Prinzip des Bausparens ist einfach: Zunächst legen die Sparer einige Jahre regelmäßig ihr Geld an. Ist eine bestimmte Summe erreicht, bekommen sie ihr Guthaben ausgezahlt. Zudem haben sie Anspruch auf ein Bauspardarlehen zu einem vorher vereinbarten Zinssatz – dieser gilt auch für kleinere Kreditsummen. Hinter dem Konzept steckt ein komplexes Berechnungsmodell, das aus vielen verschiedenen Konditionen besteht. Und die haben sich in den letzten 20 Jahren stark verändert. Während in den 1990er-Jahren hohe Guthabenzinsen von mehr als 4 Prozent gezahlt wurden, gibt es heute nur noch zwischen 0,1 und 1 Prozent.
Genau abwägen: Vor- und Nachteile eines Bausparvertrags
Ein Bausparvertrag besitzt Vorteile, die so kein anderes Finanzprodukt bietet – zu diesem Schluss kommt die Stiftung Warentest. Er bietet nicht nur Zinssicherheit, sondern reduziert auch den Anteil an Fremdkapital. Dadurch erhalten Bauherren oft einen günstigeren Zinssatz von der Bank. Zudem werden Bausparverträge über die Wohnungsbauprämie und die Arbeitnehmersparzulage staatlich gefördert. Sondertilgungen sind – genau wie eine komplette Rückzahlung des Darlehens – jederzeit ohne Zusatzkosten möglich. Es gibt aber auch Nachteile: Neben den geringen Guthabenzinsen sind das vor allem die hohen Abschluss- und Jahresgebühren. Hinzu kommt der unsichere Zuteilungszeitpunkt: Unter Umständen müssen Bausparer ein bis zwei Zuteilungsrunden abwarten, bis sie das Darlehen erhalten.
Sind Bausparverträge tatsächlich unrentabel?
Ob sich das Bausparen noch lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: dem persönlichen Einkommen, dem möglichen Kreditbedarf, der Laufzeit des Bausparvertrags und auch der Zinsentwicklung. Vor allem für Bauwillige, die langfristig den Bau oder den Kauf einer Immobilie planen, oder für Modernisierer, deren Kreditbedarf unter 50.000 Euro liegt, ist ein Bausparvertrag nach wie vor sinnvoll. Wer sein Geld dagegen nur anlegen möchte, für den empfehlen sich andere Sparformen, etwa Festgeldkonten oder Investmentfonds.
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